Glückwunsch, Mattias, zu dieser überaus erfolgreichen Saison. Wie hast du eure Performance über die gesamte Rennsaison gesehen?
Mattias: Ja, erst einmal vielen Dank, wir sind wirklich alle superhappy. Wichtig war, dass wir uns in diesem starken Starterfeld keine Nachlässigkeit erlaubt haben. Über die Saison gesehen bin ich natürlich sehr zufrieden mit den Fahrern, dem Team und den Mechanikern. Jetzt haben wir die Team- und Herstellermeisterschaft gewonnen und auch noch die Fahrerwertung mit den Plätzen eins, zwei und drei. Also, besser geht es nicht! Unser Geheimnis ist vielleicht die Mischung des Teams. Mit Jordi [Gené] und mir als Oldies sowie Adrien und Tom als Rookies haben wir eine perfekte Balance aus Erfahrung und Unbekümmertheit. Ja, so lassen wir es mal stehen … (lacht).
Was macht für dich den Reiz der ETCR-Meisterschaft aus?
Mattias: Die Musik steckt in den 500 kW Leistung des Antriebs. Dank des Reglements hast du als Fahrer durch mehrere Starts die Chance, dich zu beweisen. Und für die Zuschauer sind Starts auch immer besondere Momente.
Erstmals war dein Rennteam EKS als neuer Partner für CUPRA dabei. Für EKS war das eine Premiere in der Welt des E-Rennsports. War das für dich ein zusätzlicher Druck?
Mattias: Auf jeden Fall. Wenn ich etwas Neues im Leben mache, will ich es immer perfekt angehen. Der Einstieg in den Elektromotorsport war ja fast selbstverständlich für uns, auch wenn wir parallel weiter bei den Verbrennern mitfahren werden. Aber es ist sehr spannend und ich lerne jeden Tag wieder etwas Neues dazu, obwohl ich schon so lange im Rennsport unterwegs bin.
Welchen Einfluss hattest du auf die Entwicklung des Fahrzeugs? Welche Veränderungen hat es am Fahrzeug im Vergleich zu 2021 gegeben?
Mattias: Ich war von Anfang an dabei, also schon seit 2019, und habe das Auto tatsächlich vom Start weg mitentwickelt. Aber es gibt permanent etwas zum Weiterentwickeln. Ich sage jetzt nicht im Detail, was genau, aber es fehlen mir immer noch Kleinigkeiten (grinst).
Wie unterscheidet sich die Fahrweise eines E-Rennwagens von der eines klassischen Rennfahrzeugs? Wo liegen die gravierenden Unterschiede?
Mattias: Am schwersten ist die Bremsphase, weil die Autos keine klassische Motorbremse haben. Und dann natürlich das Gefühl für das Tempo, mit dem man in die Kurve hineinfährt, weil man keinen Gang hat, der einen bei der richtigen Geschwindigkeit unterstützt. Trotz alledem kann ich aber sagen, dass ich meine Rennkünste im vollelektrischen Auto nicht noch einmal komplett neu erlernen musste.
„Privat bin ich eher ein langweiliger Fahrer.“
Mattias Ekström
Und wie macht sich der fehlende Sound bemerkbar?
Mattias: Das denkt man nur als Zuschauer. Tatsächlich ist es im Auto ziemlich laut. (Bestätigung des Redakteurs nach einer Taxi-Drive-Runde, dass es wirklich laut im Rennfahrzeug ist.)
Wie sieht die Zukunft der E-Mobilität im globalen Rennsport aus?
Mattias: Parallel zum elektrischen Motorsport wird es weiterhin den klassischen Verbrenner geben und auch auf Hybriden wird gefahren. Der Motorsport bleibt immer eine Entwicklungsplattform für alle möglichen Antriebsarten und Formate. Durchsetzen wird sich am Ende, was die Fans und die Hersteller wollen. Ich denke, es wird eine gesunde Mischung für alle geben.
Stichwort #GoHardOrGoHome. Ist das deine auf den Punkt gebrachte Lebensmaxime oder bezieht sich das nur auf den Rennsport?
Mattias: Nee, das bezieht sich schon klar auf mein ganzes Leben. Es ist die schwarzweißeste Lösung für die persönliche Einstellung: Entweder man fährt Vollgas oder man bleibt stehen. Und bisher bin ich immer gut damit gefahren. Ich gebe diese Einstellung auch gerne an die jüngeren Fahrer in meinem Team weiter, falls sie mich je fragen sollten, was man im Rennsport beachten sollte (lacht).
Wie profitiert der „Straßen“-CUPRA vom Rennfahrzeug? Welche Erkenntnisse wurden schon umgesetzt? Was kommt als Nächstes?
Mattias: Also, die Zukunft ist ja geheim, aber man kann schon sagen, dass wir viel aus der Fahrwerksentwicklung und aus unserer Rennsporterfahrung als Impulse in die Straßenautos gebracht haben, beispielsweise die Fahrbalance. Damit meine ich den Eindruck, wie sich das Fahrzeug beim Lenken für den Fahrer anfühlt. Sowohl im Stadtverkehr als auch bei dynamischer Fahrweise muss das Auto ein gutes Gefühl vermitteln. Beim Thema Komfort bin ich wahrscheinlich nicht der Richtige zum Mitbestimmen, da sind dann wohl andere Experten gefragt. Einer wie ich kann ja eher was zum CUPRA Knopf sagen. Mit dieser zusätzlichen Boost-Funktion für mehr Motorleistung lässt sich gut erfahren, wie sich Rennfahren anfühlt. Der Knopf hat es ja auch tatsächlich ins Serienfahrzeug geschafft, was mich persönlich sehr freut.
Letzte Frage, natürlich zu deinem Dienstwagen: Was fährst du privat für einen?
Mattias: Privat ist privat (lacht). Ich habe tatsächlich alle CUPRA Modelle gehabt und bin wohl tatsächlich auch jedes Audi Modell gefahren. Privat bin ich eher ein langweiliger Fahrer. Aber du fragtest ja auch nach meinem Dienstwagen. Als „Außendienstmitarbeiter“ auf der Rennstrecke kann ich meinem Spaß mit dem CUPRA e-Racer als echt emotionalem Gewinnerfahrzeug freien Lauf lassen… (lacht wieder).
CUPRA e-Racer
Spitzengeschwindigkeit
270 km/h
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h
3,2 Sekunden
Leistung
500 kW (umgerechnet 680 PS)
Maximales Drehmoment
960 Nm
Text:
Markus R. Groß
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